Tuesday 25 September 2007

Annabelle

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Du bist so wunderbar negativ,
Und so erfrischend destruktiv.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt!

Früher war ich ahnungslos wie ein Huhn,
Doch sie erweitert mein Bewußtsein nun,
Und diese Bewußtseinserweiterung
Ist für mich die schönste Erheiterung.
Seit ich auf ihrem Bettvorleger schlief,
Da bin ich ungeheuer progressiv,
Ich übe den Fortschritt und das nicht faul:
Nehme zwei Schritt auf einmal und fall‘ aufs Maul.

Früher hab‘ ich oft ein eigenes Auto benutzt,
Hab‘ mir zweimal täglich die Zähne geputzt,
Hatte zwei bis drei Hosen und ein paar Mark in bar,
Ich erröte, wenn ich denk‘ was für ein Spießer ich war.

Seit ich Annabelle hab‘, sind die Schuhe unbesohlt,
Meine Kleidung hab‘ ich nicht mehr von der Reinigung geholt,
Und seit jenem Tag gehör‘ ich nicht mehr zur Norm:
Denn ich trage jetzt die Nonkonformisten-Uniform.

Früher, als ich noch ein Spießer war,
Ging ich gern ins Kino, in Konzerte sogar.
Doch mit diesem passiv-kulinarischen Genuß
Machte Annabelle kurzentschlossen Schluß.

Wenn wir heut‘ ausgehn‘, dann geschieht das allein,
Um gesellschaftspolitisch auf dem Laufenden zu sein.
‘ bitt‘ ich, Annabelle, erhör‘ mein Fleh‘n,
Laß uns zu einem Diskussionsabend geh‘n!

Früher hab‘ ich manchen Tag und manche Nacht
Auf dem Fußballplatz und in der Kneipe zugebracht,
Mit Freunden geplaudert, meine Zeit verdöst,
Doch dann hat Annabelle mich von dem Übel erlöst.

Heut‘ sitz‘ ich vor ihr und hör‘ mit offenem Mund,
Wenn sie für mich doziert, Theorien aufstellt und
Ich wünsche, diese Stunden würden nie vergehen,
Ich könnt‘ ihr tagelang zuhör‘n, ohne ein Wort zu verstehen.

Früher dachte ich korruptes Spießerschwein,
Wer das schaffen will, müßte fröhlich sein.
Doch jetzt weiß ich, im Gegenteil,
Im Pessimismus liegt das Heil!

Früher hab‘ ich nämlich gerne mal gelacht,
Doch auch hier hat sie mich weitergebracht.
Heut‘ weiß ich, die Lacherei war reaktionär,
Infolgedessen denk‘ ich nach und schreit‘ ernst einher.

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Zerstör‘ mir meine rosa Brille
Und meine Gartenzwergidylle!

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt!

Früher saß ich gerne Tagelang
vor dem Fernsehapparat und aß und trank
Und war ein zufriedener Konsument,
Doch im höchsten Grade dekadent.

Dann hat Annabelle mich vor nicht langer Zeit
Vom Konsumterror befreit.
Nur noch geist‘ge Werte sind‘s, die ich begehr‘,
von nun an bleibt der Kühlschrank leer!

Früher war ich, wie das alles zeigt,
Einem billigen Vergnügen niemals abgeneigt.
Doch ab heute wird nicht mehr genossen,
Dafür diskutier‘n wir beide unverdrossen.

Wenn ich zu Ihren Füßen lieg‘,
Dann üb‘ ich an mir Selbstkritik,
Und zum Zeichen ihrer Sympathie
Nennt sie mich „süßer Auswuchs kranker Bourgeoisie“.

Annabelle, ach Annabelle,
bist so herrlich unkonventionell,
Du bist so herrlich emanzipiert
Und hast mich wie ein Meerschweinchen dressiert.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Und zum Zeichen deiner Emanzipation
Beginnt bei dir der Bartwuchs schon.

Reinhardt Mey

I've been so kind to translate this with Google translator for the English speaking...

Annbell, oh Annabell,
You are so wonderfully intellectual,
You are so marvelously negative,
And so recreationaly destructive.
Annabell, oh Annabell,
You are so wonderfully unorthodox,
I beg you, come be so kind,
And destroy my sound world!

In former times I was notionless like a chicken,
But she expands my consciousness now,
And this expansion of consciousness
Is the most beautiful amusement for me.

Since I slept on her rug,
I became tremendously progressive,
I practice progress and that not lazy:
I take two steps at once and fall on the nose.

In former times I owned a car
I used to wash the teeth twice daily,
I had two or three trousers and a few Pounds in cash,
I redden, when I remember how conservative I was.

Since I have Annabell my shoes have no soles,
I haven't picked up my clothes from the laundrette,
And since that day I don't belong to the standard crowd:
for I'm wearing the non-conformist uniform.

In former times, when I was just another bore,
I went gladly into the cinema, into concerts even.
But to this passive delights
Annabell shortdecidedly set a term.

If we go out today, that happens only,
In order to be socio-politically up to date.
I ask "Annabell, please listen to my pledge,

Let us go to a discussion forum".

In former times I have spend many days and nights
On the football field and in the tavern,
I chatted with friends, and wasted my time,
But then Annabell released me from the evil life.

Today I sit at her side and listen with an open mouth,
When she lectures and sets up theories for me,
andI wish, these hours would never end,
I could listen for days without understanding a single word.

In former times I thought "corrupt conservative pig-
Who wants to become that, must be merry."
But now I know, on the contrary,
In pessimism happiness lies!

In former times I enjoyed to laugh,
But she helped me also here.
Today I know the laughting was reactionary,
Consequently I think and walk along seriously.

Annabell, oh Annabell,
You are so wonderfully intellectual,
Destroy my my rose tinted glasses
And my garden dwarf idyl!
Annabell, oh Annabell,
You are so wonderfully unorthodox,
I beg you, please be so kind,
And destroy my sound world!

In former times I sat gladly for several days
In front of the television and ate and drank
And was a content consumer,
But decadent in the highest degrees.

Then Annabell, not long time ago,
Released me from the consumer terror.
Only spiritual values are what I desire,
And from now on the refrigerator remains empty!

In former times I was, as this all shows,
Always ready for a cheap entertainment.
But from today on I enjoy no more,
But discuss with her undauntedly.

Whan I lie at her feet,
Then I practice self criticism,
And to the indication of her sympathy
She calls me „sweet excrescence of ill Bourgeoisie “.

Annabell, oh Annabell,
you are so wonderfully unorthodox,
You are so wonderfully emancipated,
And you have trained me like a guinea pig.
Annabell, oh Annabell,
You are so wonderfully intellectual,
And as a sign of your emancipation
Your beard already starts growing.

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